Wo stehen die Kandidaten für die Position des Landrats zum Thema Haldenabdeckung in Neuhof? Die Position von Andreas Maraun finden Sie bei der Befragung zur Landtagswahl
1. Wie beurteilen Sie die zwischen der Gemeinde Neuhof, der BI Umwelt Neuhof e.V. und dem Unternehmen K+S getroffene Vereinbarung von Eckpunkten zur Planung und Ausführung hinsichtlich der Sicherung des Naturraums und der Berücksichtigung der Interessen der Menschen in der Region?
CDU
Bernd Woide
Die zwischen den Beteiligten getroffene Vereinbarung im Eckpunktepapier ist eine ausgewogene und tragfähige Grundlage für weitere Gespräche und Vereinbarungen zur Vermeidung und Reduzierung von salzhaltigen Haldenwässern.
In diesem Zusammenhang ist es wichtig, den Schutz und die Sicherheit der Bevölkerung, die Umweltverträglichkeit und die Zukunft des Kalibergbaus in Neuhof angemessen und ausgewogen zu berücksichtigen.
Als Landrat war ich bereits bisher in die Gespräche des Runden Tisches eingebunden. Im Falle meiner Wiederwahl werde ich dieses Engagement persönlich fortsetzen.
Manfred Ruppert Die getroffene Vereinbarung zeugt vom ernsthaften Bemühen aller beteiligten Akteure, ich halte dies für eine hervorragende erste Arbeitsgrundlage und Richtschnur.
2. Unterstützen Sie die BI Umwelt Neuhof e.V. und die Bevölkerung in der Region bei ihrem Anliegen, K+S zu Maßnahmen zu bewegen, die sowohl salzhaltige Haldenwässer dauerhaft zu unterbinden und dabei zugleich auch nachhaltig gewährleisten, dass von der Rückstandshalde keine schädlichen Auswirkungen auf den Naturraum, vor allem die Böden und das Grundwasser, ausgehen können?
CDU Bernd Woide
Ich beantworte die Frage mit Ja! Bisher ist es so, dass der Kalibergbau mit dem Anfall von Produktionsrückständen verbunden ist, die außerhalb des Bergwerks verbracht und zu einer Halde aufgeschüttet wurden. Dies führt zwangsläufig zum Anfall von salzhaltigen Haldenwässern. Der künftige Kalibergbau ist aber nachhaltig nur möglich, wenn der bisherige Umgang mit den Produktionsrückständen grundlegend verändert wird. Die Vermeidung bzw. Reduktion der Haldenwässer ist die unumgängliche Voraussetzung zum Schutz von Menschen, Natur und Grundwasser.
Manfred Ruppert
BI Umwelt Neuhof e.V., Gemeinde Neuhof und die Bevölkerung können sich meiner vollen Unterstützung sicher sein, wenn es darum geht, Schadwirkungen auf Boden, Naturräume und vor allem das Grundwasser abzuwenden. Hierzu können neben Vereinbarungen mit der Firma K+S unter Berücksichtigung der Interessen aller Beteiligten ggf. auch Verfügungen des Landkreises zur Gefahrenabwehr notwendig werden.
3. Die BI Umwelt Neuhof e.V. setzt sich für die Fortführung eines nachhaltig betriebenen Bergbaus in Neuhof ein. Dies setzt voraus, dass spätestens nach Ablauf der bisherigen Genehmigungen eine weitere Aufhaldung von Rückständen über Tage unterbleibt. Die Menschen vor Ort plädieren für den Erhalt von Arbeitsplätzen im Bergbau, nicht jedoch in der Abfallwirtschaft, etwa bei Einrichtung eines Deponiebetriebs zur Abdeckung mit ggf. belasteten Stoffen. Eine Zusage von K+S, tatsächlich weiter mit dem Standort Neuhof zu planen, steht bislang aus. Unterstützen Sie unser Anliegen, dass der Bergbau am Standort Neuhof nachhaltig, d.h. ohne übertägige Rückstände und damit einhergehende weitere Vernichtung von Flächen und Umweltbelastungen, fortgeführt werden kann?
CDU Bernd Woide
Auch diese Frage kann ich mit Ja beantworten! Der Kalibergbau hat in der Region und in Neuhof eine lange Tradition. Unter den gegenwärtigen geopolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sollte er auch eine Zukunft haben. Kali ist ein wertvoller Rohstoff, dessen Gewinnung im Bergbau unmittelbar und mittelbar Arbeitsplätze in der Region schafft und sichert. Wie bereits ausgeführt ist künftiger Kalibergbau aber nur dann nachhaltig möglich, wenn der bisherige Umgang mit den Produktionsrückständen grundlegend verändert wird. In diesem Zusammenhang ist für mich der Direktversatz von Produktionsrückständen im Bergwerk von besonderer Bedeutung.
Manfred Ruppert
Selbstverständlich sollte ein nachhaltiger Bergbau weiterbetrieben werden, allerdings ohne Erweiterung der Kerntätigkeit auf einen Deponiebetrieb. Dieser könnte weitere Belastungen für Neuhof und Gefährdung des Grundwassers mit Schadstoffen verursachen.
4. Die Halde in Neuhof ist nach Auskunft der hessischen Landesregierung nur zu etwas mehr als einem Drittel an der Basis abgedichtet. Durch eine Abdeckung, die nach dem Stand der Technik im Übrigen nur einen gewissen Wirkungsgrad erzeugt, kann weder kurzfristig, geschweige denn mittel- bis langfristig der Eintrag von Schadstoffen aus der Halde in die Böden und das Grundwasser in der Region unterbunden werden. Dies gilt vor allem für die an der Basis nicht abgedichteten Teile der Halde. Eine Abdeckung, etwa mit Boden und Bauschutt, hat außerdem weder die Funktion noch den Effekt einer vollständigen Abdichtung des Haldenmantels gegen Niederschlagswasser, so dass diese weiterhin zu einem gewissen Teil in die Halde eindringen und Salze bzw. Schadstoffe lösen können. Halten Sie eine Haldenabdeckung dennoch für eine langfristig geeignete, nachhaltige Maßnahme zur Sicherung der Kalirückstandshalde in Neuhof, auch über die Dauer der bergbaulichen Tätigkeit hinaus? Falls ja, bitten wir dies konkret zu begründen.
CDU Bernd Woide
Oberstes Ziel aller Überlegungen und Planungen muss die dauerhafte Reduktion bzw. Vermeidung von salzhaltigen Haldenwässern sein. Eine Beeinträchtigung der Schutzgüter Mensch und Natur ist soweit wie möglich auszuschließen bzw. im Rahmen der Verhältnismäßigkeit zu minimieren. Eine Dickschichtabdeckung bringt in diesem Zusammenhang viele Nachteile und Probleme mit sich. Sie führt zu keiner vollständigen Vermeidung von Haldenwässern, ihre Aufbringung dauert sehr lange und der Flächenverbrauch ist sehr hoch. Es ist daher konsequent, die Planung einer Dickschichtabdeckung in der bisher vorgesehenen Form nicht weiter zu verfolgen. Alle Beteiligten haben sich daher dazu vereinbart, Alternativen zur Dickschichtabdeckung zu diskutieren und gleichwertig zu prüfen. Ich halte dieses Vorgehen für den richtigen Weg.
Manfred Ruppert
Neben anderen Maßnahmen kann eine Teilabdeckung mit Erdaushub und unschädlichen Baustoffen durchaus ergänzend in Betracht kommen, vor allem in den nicht an der Basis abgedichteten Bereichen. Um unnötige Belastungen für Neuhof zu vermeiden und erste Erfahrungen zu sammeln, könnte auf einer von der Stadt abgewandten Seite begonnen werden. Die Errichtung einer Spezial-/Werksstraße für die Anfahrt wäre ratsam, um bestehende Verkehrswege zu schonen.
5. Wie beurteilen Sie die Variante eines (teilweisen) Rückbaus der Halde und damit verbunden einer Reduzierung der Haldenaufstandsfläche, die zudem die Option einer vollständigen Renaturierung des ehemaligen Betriebsgeländes nach Ende der bergbaulichen Tätigkeit bieten würde?
CDU Bernd Woide
Die Variante eines zumindest teilweisen Rückbaus der Halde ist interessant und muss weiter geprüft werden. Sie hat den Vorteil, den Anfall von Haldenwässern zu minimieren und damit einen Beitrag zur Problemlösung zu leisten. Darüber hinaus sollte geprüft werden, inwieweit die bereits auf der Halde befindlichen Produktionsrückstände unter dem Einsatz neuer technischer Verfahren wirtschaftlich als Rohstoff für neue Produkte genutzt werden können. Zwischen allen Beteiligten besteht Konsens, den Kalibergbau in Neuhof nachhaltig und unter Beachtung der Schutzgüter Mensch und Natur weiter zu betreiben. Eine mögliche Reduzierung der Haldenaufstandsfläche kann dazu einen Beitrag leisten.
Manfred Ruppert
Ich würde den Beginn eines Haldenrückbaus nicht als Variante bezeichnen, sondern als festen Bestandteil eines Gesamtkonzepts.
6. Sind Sie offen für innovative Konzepte, die, zum Beispiel durch eine Kombination von verschiedenen Maßnahmen und zugleich unter bestmöglicher Nutzung von Energiepotentialen, sowohl zur Reduzierung der Haldenwässer als auch zur Sicherung des Naturraums gegenüber der Ewigkeitslast der Rückstandshalde beitragen?
CDU Bernd Woide
Meiner Einschätzung nach wird es nicht den einen Weg bzw. die eine Lösung zur Vermeidung bzw. zur Minimierung der salzhaltigen Haldenwässer geben. Bei der Suche nach verschiedenen Alternativen müssen moderne und innovative technische Konzepte einbezogen werden. Eine Kombination verschiedener technischer Alternativen ist aus meiner Sicht notwendig, um das Problem zu lösen sowie Mensch und Natur wirkungsvoll und nachhaltig zu schützen.
Manfred Ruppert
Die Größenordnung der Problemstellung verlangt geradezu nach innovativen Teillösungen, eine Kombination verschiedener Maßnahmen erscheint mir unabdingbar. Neben dem Setzen von Bohrungen, um die Haldenwässer abzuführen und vom Grundwasser getrennt zu halten, kommt eine Einleitung in Gewässer mit Tidenhub in Betracht (z.B. Unterelbe). Prüfen könnte man ebenso die Installation eines Hydrolysators, um einen Teil der Haldenwässer vor Ort in Wasserstoff und feste Bestandteile zu trennen. Abraum kann ggf. auch als Füllmaterial für Bauprojekte dienen. Eine weitere Entsorgungs- bzw. Verwendungsmöglichkeit könnte sich mit den neuartigen Salz-Stromspeichern eröffnen, vielleicht auch ein neuer entwickelbarer Industriezweig für Neuhof und die Region?
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