BI Umwelt Neuhof: Probleme an Werra und in Neuhof zusammen denken / Zuschütten ist keine Lösung
Nur wenige Tage nachdem die BI Umwelt Neuhof am 16.01.2024 zu ihrem Infoforum mit besorgniserregenden Erkenntnissen über die zuletzt stark zunehmende Versalzung im unmittelbaren Umfeld der Kalihalde für ein großes Bürger- und Medieninteresse gesorgt hat, hat das Unternehmen K+S reagiert. Während die Vertreter des Unternehmens in der dem Infoforum folgenden Sitzung des Runden Tischs am 23.01.2024 die Versalzungen zunächst nicht dementierten, zu deren Ursachen aber keine klare Aussage trafen, machte nun ein offener Brief des Unternehmen K+S an seine Mitarbeiter in Neuhof die Runde – überschrieben mit „Die Halde wird grün – Haldenabdeckung Neuhof-Ellers“. Darin ist – wohl auch zur Beruhigung der Belegschaft- zunächst die Botschaft zu lesen, dass „in und um unser Werk ein dichtes, durch die Behörde reglementiertes und begleitetes Grund- und Oberflächenwassermonitoring mit zahlreichen Messstellen, regelmäßiger Geoelektrik und im Bedarfsfall aerophysikalischen Messungen per Hubschrauber“ betrieben würde. Das Unternehmen bestätigt in dem Schreiben, dass im Umfeld der Halde „erhöhte Salzkonzentrationen und vereinzelt Schwermetallkonzentrationen nachweisbar“ seien. Und K+S nennt erstmals auch die Ursachen: „Infiltrationen von salzhaltigen Haldenwässern in den Untergrund vor allem aus dem Altbereich der Halde, in dem die Aufstandsfläche noch nicht, wie heute üblich, vor der Beschüttung speziell vorbereitet wurde“. K+S hat mit dieser Aussage erstmals eingestanden, dass die Versalzung von land- und forstwirtschaftlichen Flächen im Haldenumfeld durch austretende Wässer aus der Kalihalde verursacht wird. Demnach soll die in weiten Teilen fehlende Abdichtung des Unterbodens eine maßgebliche Rolle für das Austreten der Salzwässer spielen. Die Kalihalde in Neuhof besitzt auf etwa 2/3 ihrer Fläche im Altbereich der Halde, der vor der Haldenerweiterung in 2003 aufgeschüttet wurde, keinerlei Schutz gegen das Eindringen von Salzen und anderen Schadstoffen in den Unterboden.
„Leider scheint sich nun also zu bestätigen, was wir schon seit längerem befürchtet hatten: Das in der Halde befindliche Wasser kommuniziert offenbar mit dem darunter liegenden, ungeschützten Boden und dem Grundwasser und schwemmt so ungehindert gelöste Salze aus“, so Dr. Karl-Ludwig Ruppel von der BI Umwelt Neuhof. Die BI weist darauf hin, dass die Kalihalde ein „Eigenleben“ habe und in den Rückständen aus dem Bergbau Millionen Tonnen Wasser enthalten seien. Die Wege, die das Wasser nimmt, und damit auch die Infiltrationen in den Boden, seien schwer kalkulierbar. „Wir werden jedenfalls nicht zusehen, wie in Neuhof, die Natur, die Umwelt und unser aller Lebensraum versalzt und mit Schwermetallen infiltriert wird, weil K+S seine Altlasten aus dem Bergbau nicht beseitigt, wie es sich heutzutage für einen verantwortungsbewussten Konzern gehört“, ergänzt Hubert Enders, Vorsitzender der Bürgerinitiative. Letztlich gehe es auch um den Schutz des Trinkwassers als kostbarem Gut für die Menschen.
Die BI Umwelt Neuhof weist zudem auf die besondere Bedeutung dieser Entwicklung für die künftigen Beratungen am Runden Tisch hin: „Alle Beteiligten müssen ab sofort die Problematik der Salzeinträge an der Werra und in Neuhof zusammen denken. Beide haben dieselbe Ursache. Eine nachhaltige Gesamtlösung kann nur gelingen, wenn nicht nur die kontrollierte Einleitung von Haldenwässern in die Werra langfristig vermieden wird. Mindestens ebenso wichtig ist, dass die unkontrollierte Verbreitung von Salzen und anderen Schadstoffen in Böden und Gewässern im Naturraum von Neuhof so bald wie möglich wirksam unterbunden wird.“
Daher werde die BI nun darauf drängen, dass die Wechselwirkung zwischen der Halde und dem umgebenden Naturraum von den zuständigen Behörden im Detail lückenlos aufgeklärt wird. Dazu gehöre insbesondere, dass die konkreten Wege, die die salzhaltigen Wässer unter der Halde nehmen, untersucht und das gesamte Infiltrationsgeschehen rund um die Halde von unabhängiger Seite aufgeklärt werde. Die BI habe daher beantragt, dass das Thema zentraler Tagesordnungspunkt der nächsten Sitzung des Runden Tischs wird. Die Gemeinde Neuhof unterstütze diesen Antrag. Dass K+S im Schreiben an die Belegschaft suggeriert, dass nur eine „Haldenabdeckung“ als Lösung in Betracht komme, stößt auf klaren Widerspruch bei der BI: „Einfach nur Zuschütten und einen „Mantel“ über das Problem legen kann angesichts der Ursachenkette ganz sicher nicht die Lösung sein. Jetzt braucht es erst recht intelligente Konzepte, die die Halde als langfristiges Gefahrenpotenzial in den Blick nehmen.“, so die Vertreter der BI.
Dass K+S in dem Schreiben die Situation zudem als „nicht kritisch“ bewertet und auch nicht die Gefahr einer „ökologischen Katastrophe“ sieht, nimmt die BI mit Unverständnis zur Kenntnis. „Über eine solche Verharmlosung von Umweltschäden können wir nur den Kopf schütteln. Wie weit soll die Versalzung, die schon jetzt großflächig über mehrere Hektar zu beobachten ist, noch gehen, bevor K+S die Situation als „kritisch“ einstuft und endlich wirksame Gegenmaßnahmen einleitet?“, fragt sich Hubert Enders. „Schon jetzt beobachten wir gravierende Umweltschäden südwestlich und östlich der Halde, unter anderem das Absterben von Bäumen und Sträuchern und das Umkippen von Teichen. Gerade im vergangenen Jahr hat sich die Situation deutlich verschärft. Dieser Umgang mit der Natur ist nicht tolerierbar. Hier sind nicht mehr bloß Messungen und Prüfungen gefragt – was wir brauchen, sind wirksame Gegenmaßnahmen.“ Hierzu seien schließlich mehr denn je nun auch die zuständigen Behörden gefordert.
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